Von: Münchner Merkur

Lokalteil Wolfratshausen/Bad Tölz 09.12.2024

Anspruchsvoller Höhepunkt
Lukas Tower Band entführt in aufregende Welten

Gelting – Der Gruppenname erinnert an einen ungewöhnlichen Übungsort. „Wir probten einst im Turm der Lukaskirche in München“, verriet Querflötistin Regina Willecke auf Nachfrage unserer Zeitung. Vier Jahrzehnte sind seit der Gründung der Lukas Tower Band mittlerweile vergangen. Die Besetzung veränderte sich stetig. Beim jüngsten Auftritt in der Kulturbühne Hinterhalt entführte das sechsköpfige Ensemble in eine aufregende Welt voller Sangesmentalität und jazziger Klangexperimente.

„Wir sind schwer einzuschätzen“, warnte Bandgründer Wolfgang Fastenmeier bereits vor dem ersten Stück. Der Gitarrist rollte zusammen mit Bassist Miguel Pires, Drummer Thomas Willecke, Keyboarder Markus Lamek sowie der Wolfratshauser Querflöten- und Saxofonspielerin Regina Willecke einen vielschichtigen Soundteppich aus. Darüber legte Sängerin Paola Ottaviani ihre charismatische Stimme und sang Lieder in verschiedenen Sprachen – darunter auch ein Stück im sardischen Dialekt. „Den verstehen sogar die meisten Italiener nicht“, meinte die italienischstämmige Hinterhalterin.

Besser verständlich waren die englischen Texte, in denen zum Teil Literatur des schottischen Dichters Sir Walter Scott und des humanistisch geprägten Renaissance-Autors Thomas Morus verarbeitet worden waren. Das berührende „Sisters“ erzählte die blutrünstige Geschichte einer jungen Frau, die sich am Ehemann ihrer getöteten Schwester rächen will, indem sie mit ihm eine Liebesbeziehung anfängt und ihn schließlich ersticht.

Irritierend erschien, dass die bandartige Tragödie nicht mit düster-traurigen Tönen, sondern in nahezu tanzbarem Groove präsentiert wurde. Manch einer erinnerte sich da an die schwungvollen Nummern von Jethro Tull oder Titel aus der Frühphase von Pink Floyd. „Ich will ein Tiger sein, statt ein Lamm, das alles mit sich machen lässt“, gab sich Gitarrist Fastenmeier trotzig. Er bezog sich dabei auf Lyrik des 1827 verstorbenen englischen Dichters William Blake.

Bei so vielen musikalischen und literarischen Referenzen schwirrte manchem Besucher nach dem über zweistündigen Konzert der Kopf. Ein anspruchsvoller Höhepunkt des mittlerweile beendeten PiPaPo-Festivals war die Lukas Tower Band jedoch allemal.

HANS LIPPERT