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Rezensionen Von: Jochen Rindfrey @
Anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens hat die Münchner Formation Lukas Tower Band das Album Albedo herausgebracht, eine Sammlung älterer und neuerer Stücke. Für eine Band, die schon ein Vierteljahrhundert existiert, ist die Diskographie der Münchner reichlich schmal, außer diesem Album und After Long Years scheint es da nichts zu geben. Das ist durchaus bedauerlich, denn das Septett bietet einen hörenswerten Stilmix, bei dem man zwar immer wieder offensichtliche Vorbilder heraushört, die aber auf originelle Weise zu einem eigenständigen Stil vermengt werden. Laut Eigenbeschreibung bewegt sich LTB „im Umfeld des Progressive Rock, gleichzeitig ist der starke Folk-Rock-Einfluss keltischer und angelsächsischer Provenienz nicht zu überhören“. Das trifft’s auf den Punkt, wenn man noch hinzufügt, dass auch deutliche Einflüsse canterburiesken Jazzrocks zu vernehmen sind. Als Vergleiche nennt die Band einerseits die Folk-Rock-Heroen Fairport Convention und Steeleye Span, andererseits aus dem Prog/Canterbury-Umfeld Camel und Caravan. Alles Namen, die mir das Wasser in den Ohren zusammenlaufen lassen.
Tatsächlich bewegt sich die Band munter von flotten Jigs und Reels (oder traurigen Slow Airs *schmacht*) über locker-flockigen Jazzrock ? la frühe Caravan zu typisch proggigen Gitarrensoli mit kräftigen Orgeleinsätzen, die klingen, als wären Andy Latimer und der selige Peter Bardens mal kurz zum jammen vorbeigekommen. Und das kann durchaus alles in ein und demselben Song sein! Hin und wieder treten auch Weltmusik-Einflüsse dazu. Für instrumentale Vielfalt sorgt die Erweiterung der üblichen Rockbesetzung um Akkordeon, Violine und diverse Flöten. Abgerundet wird das Ganze durch den schönen Gesang von Angela Maier. Die bewegt sich in nicht ganz so schwindelerregenden Höhen wie manch andere Folk-Ikone, aber zu dieser Folk-Prog-Jazz-Mischung passt das so besser.
Für Abwechslung ist also gesorgt. Da macht es mir auch nichts aus, dass die Musik durchweg sanft und auf Schönklang getrimmt ist. An sich hab ich’s ja lieber mit ein paar Ecken und Kanten, gerne auch mal ordentlich krachig.
Hier dagegen wird nur selten mal etwas heftiger gerockt (Strange Ways), aber LTB schaffen es mit immer neuen, unerwarteten Wendungen, jeden Eindruck von Gleichförmigkeit zu vermeiden.
Die CD enthält zusätzlich noch einige PDF-Dateien mit Songtexten, Erläuterungen zu den Songs und einem Interview mit Wolfgang Fastenmeier, außerdem noch ein paar Videosequenzen vom „25th Anniversary Concert“ am 17. April 2010. Ein gut gefülltes Paket also, und angehörs der Qualität des Ganzen man fragt sich verwundert, warum diese Band nicht bekannter ist.
Verdient hätten sie’s! Schöne Scheibe!