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Rezensionen von: Von: Jürgen Wissing @
Seit 25 Jahren gibt es sie schon, die Lukas Tower Band (LTB) aus der Münchener Szene, Albedo ist so etwas wie ein „Jubiläumspräsent“, angereichert mit Live – Videosequenzen, einer Slideshow zur Bandgeschichte, Fotos und einem Interview mit dem Kopf der Truppe, Wolfgang Fastenmeier. Sehr durchdacht das alles und sehr ordentlich organisiert und professionell präsentiert – gute deutsche Tugenden schimmern durch.
Musikalisch wird auf der CD eine recht große stilistische Bandbreite abgedeckt. Irgendwie werde ich als Hörer das Gefühl nicht los, es soll „um jeden Preis“ die Vielseitigkeit der Band demonstriert werden, verbunden mit einer Präsentation des individuellen Könnens von Sängerin und Musikern. Leider bleibt dabei ziemlich im Dunkeln, in welches Genre sich LTB einreihen würde oder wenigstens, in welchem Segment man sich am Wohlsten fühlt. So wird die Vielfalt zum Fluch, denn deutlich wird für den Hörer nur, dass man sich offenbar nicht festlegen (lassen) will. LTB wollen alles richtig machen, sich flexibel zeigen, für jeden Geschmack tauglich sein, so scheint es – wieder deutsche Tugenden?
Potenzial ist vorhanden, keine Frage. Aber es scheint so, als gel?nge es nicht, die eigenen Stärken „auf die Platte“ zu bringen. Vieles wirkt bemüht, aber zumindest für Progrockfans zu brav, zu folkig, zu kontrolliert, zu präzise – es müsste mal „abgehen“, tut es aber nicht, tja ziemlich deutsch halt.
Die umarrangierten keltischen Traditionals klingen nicht sonderlich originell, Drums und Bass spielen verhalten, nur einmal lassen sie aufhorchen, in „Rajah“, mit orientalischen Rhythmen. Technisch sauber gespielt ist das alles selbstverständlich; allein, es genügt damit nur den Ansprüchen an eine solide Amateur-Combo, es fehlt an einigen Stellen eine saftig kreative Note – kreativ sind wir Deutschen ja eher nicht ganz so häufig…
Der Gesang von Angela Maier bereitet mir gewisse Schwierigkeiten. Mal passt die etwas zu „Drama“ neigende Stimme gut, mal wiederum gar nicht. Ganz unpassend wird es bei der Arabisch (oder Hebräisch?) gesungenen Nummer „Rajah“, die wie ein Fremdkörper im Gesamtbild wirkt.
Textlich bewegt sich so manches im Bereich alter Sagen, Legenden und Mythen, was doch eher zu folkig geprägten musikalischen Elementen passt als zu Prog/Rock. Die Textzeilen klingen so manches Mal etwas holprig, aber das dürfte dem mittelalterlichen Zeitgeist geschuldet sein, denn die Lyrics sind stilistisch Thomas Moore, William Blake und Anderen nachempfunden.
Trotz aller Kritk: die Platte hat auch ihre interessanten Seiten, in der zweiten Hälfte wird es etwas rockiger. Hervor zu heben sind „Strange Ways“, wo eine mal etwas kecker auftrumpfende Gitarre Akzente setzt, und „Lunatic Boy, wo es ansatzweise jazzig zugeht. Letzterer Song klingt stark nach „Doors“, das Basisthema der Hammond scheint fast original aus „Riders on the Storm“ übernommen – auch nicht gerade ein Zeichen besonderer Kreativität. In den Tracks „Medley“ und „La Bastide Set“ finden sich lobenswerte, gelungene Passagen, die zumeist instrumentaler Natur mit ansprechendem Flöten- und Violinspiel sind.
Fazit: LTB wollen mit möglichst vielseitigem Repertoire gefallen und sorgen damit selbst dafür, dass es auf Albedo eine Reihe von „Streichergebnissen“ gibt. Sie machen Vieles richtig, können aber gerade damit leider nicht punkten. Wer sich als Liebhaber weiblichen Gesangs im Folk – Ambiente outet, sollte mal ein Ohr riskieren – und wird wahrscheinlich auch besser bewerten.