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Rezensionen von: Von: Jochen Rindfrey @
Nach sechs Jahren erschien im Spätherbst 2024 mit A Prophecy ein neues Album der Lukas Tower Band aus München, das zudem das vierzigjährige Bestehen der Band markiert. In der langen Zeit dazwischen hat sich personell einiges verändert, von der sechsköpfigen Besetzung des Vorgängers sind nur noch Gitarrist Wolfgang Fastenmeier (auch Komponist aller Songs) und Schlagzeuger Thomas Willecke dabei. Neu an Bord sind Keyboarder Markus Lamek (ehemals bei Schizofrantik), die aus Italien stammende Sängerin Paola Ottaviani, Bassist Miguel Pires sowie Regina Willecke an Flöte und Saxophon.
Zur Musik! Da kann ich aus der schmalen Diskographie als direkten Vergleich nur ein fast 15 Jahre vor A Prophecy erschienenes Album anwenden, das noch dazu ein Sammlung z.T. älterer Stücke ist. Aber so viel kam dazwischen ja nun auch wieder nicht. Jedenfalls sind die einst so prägenden Folk-Anteile nun weitgehend verschwunden, schimmern allenfalls mal dezent durch. Stattdessen wird vielfach locker groovig gejazzt bzw. gejazzrockt, kombiniert mit einigen symphonischen Elementen, die man als retroproggig einordnen könnte, und die phasenweise auch mal dominieren. In Verbindung mit dem wunderbar kristallklaren Gesang von Paola Ottaviani kommen mir dabei immer wieder die Norweger Ruphus in den Sinn. speziell deren 76er Album Let Your Light Shine – keine schlechte Referenz. Zwischendurch wird auch mal etwas kerniger gerockt, setzt die Gitarre zu härteren Riffs an. Solche Momente bleiben aber wohldosiert. Die Songs sind trotz aller lockeren Beschwingtheit durchaus von einiger Komplexität, sind farbig und abwechslungsreich aufgebaut, gerne mit ausladenden Instrumentalpassagen, in denen neben fein ziselierten Soli der Gitarre vor allem das E-Piano mit jazzigen, gelegentlich etwas an Canterbury gemahnenden Einlagen brilliert (The Wicked Rule etwa).
Ein schönes Album mit jazzigem Retroprog. Bei den Texten handelt es sich übrigens um Adaptionen englischer Lyrik, vor allem William Blake hat hier Pate gestanden.